Indian Summer PART II – Die Realisierung der Journey

von | 18, 12, 20 | ALLGEMEIN

Neu: 

240 PS

0 auf 100: 6,1 Sekunden 

Luftfederung 

Automatikgetriebe 

Panorama-Schiebedach

Elektrische Fenster rundum 

Elektrische Sitze 

Verstellbares Lenkrad 

Modernste Technik 

Preis: ab 54.198 Euro

Alt: 

122 PS 

0 auf 100: 17 Sekunden

Starrachse

Schaltgetriebe 

Mechanische „Stühle“

„Ding zum Drehen“ 

Museale Technik

Preis: unbezahlbar

Dienstag, 13.10.2020, 07:00 Uhr,
Innenhof unseres Verlages 

Unser „Black Sheep“ haben wir am Vorabend gepackt. Stiefel, Wachs- und Regenjacken sind für PLAN B vorgesehen – aber danach schaut es wettertechnisch bislang nicht aus. 

Paula ist ganz aufgeregt, weil zusätzlich zu dem Equipment für den zweitägigen Aufenthalt auch unsere mobilen Sitzmöbel sowie ihr Hundekissen im Landy Platz finden. Möglicherweise schwelgt sie in Erinnerungen an unseren Frankreich-Trip im Jahre 2018, wo wir mit dem „Schwarzen Schaf“ in insgesamt vier Wochen 5.500 Kilometer zurückgelegt und viel im Landy geschlafen haben. Ein unvergesslicher Trip für Augen und Gaumen. 

Dienstag, 13.10.2020, 08:30 Uhr,
Berthold-Beiz-Boulevard 320, Essen,
Autohaus Stopka
 

Diesmal ist es der Schlüssel zum neuen Defender mit dem Kennzeichen E-LR 240, den Benedikt Bock an Kirsten übergibt. Ein echter Kontrast zu unserem treuen, vierrädrigem Freund, der etwas skeptisch zu uns herüberblickt. Seine Sorge scheint zu weichen, als er feststellt, dass es ausschließlich Kirsten ist, die eine kurze technische Unterweisung in diese Ikone erhält. Über den Türschwellern prangt der dezente Aufkleber „driven by Stopka Essen“. Kirstens spontane Begeisterung verrät mir, dass sich gerade die mentalen Aufkleber „driven by Kirsten“ dazugesellen – was für die nächsten 30 Stunden Bestand haben wird. Irgendwie scheint Kirsten damit zu hadern, dass seit kurzem ein Velar unseren Fuhrpark bereichert und nicht sein maskulin wirkender Bruder. 

Wir gleiten über die A3 in Richtung Köln. Falsch: Kirsten gleitet, ich tuckere. Ich bin mir sicher, dass sich die Fahrgeräusche im Innenraum der beiden Boliden proportional zu ihrer Geschwindigkeit entwickeln. Der Neue ist mit 191 km/h um ca. ein Drittel schneller als mein Untersatz und wahrscheinlich um zwei Drittel leiser. Während meiner von 0 auf 100 in 17 Sekunden spurtet, braucht der Neue dafür ungefähr ein Drittel der Zeit.

Ich hatte mich im Vorfeld auf YouTube mit den ersten Vergleichen und Fahrberichten auseinandergesetzt. Der sprichwörtliche Vergleich zwischen „Äpfel und Birnen“ wäre bei diesen beiden Fahrzeuge eine gelinde Untertreibung. Hier würde man einen abgelagerten, wurmstichigen Apfel mit einer vollausgereiften, wohlschmeckenden Honig-Melone vergleichen – wenn ihr wisst, was ich meine. 

Was mich bei der Recherche allerdings gewundert hat, ist die Ebenbürtigkeit beider Defender im Gelände und im Wasser. Da lassen beide ihre Herausforderer gleichsam alt aussehen. Ich fasse den Entschluss, mit unserem „Schwarzen Schaf“ im Jahre 2021 einen Offroad-Parkour aufzusuchen, um seine Grenzen auszutesten. 

Auf der Bahn sehe ich aufgrund der unterschiedlichen Geschwindigkeiten vornehmlich Kirstens Rücklichter, d.h. den Po vom neuen Defender. Das ist das Einzige an dem Design-Gesamtpaket, wo Augen und Hirn noch ein wenig meckern. Mal schauen, vielleicht wird es Liebe auf den zweiten Blick?

Dienstag, 13.10.2020, 11:00 Uhr,
Campingplatz Mayschoss,
Duplizität der Ereignisse – Familien-Zusammenführung 

Unabhängig von unserem Projekt hatte sich mein Schwesterherz Andrea mit unserer Nichte Mona in ihrem „Karl“ auf den Weg ins Ahrtal gemacht. Eine Mutter-Tochter-Auszeit in dem schnuckeligen Hymer-Wohnmobil stand in der Herbstferien auf dem Programm. 

Die beiden hatten direkt gegenüber vom Weinhaus Kaes Quartier bezogen, der Unterkunft Theo, dem Fotografen.

Mona ist ganz fasziniert von den ganzen „Weintrauben-Bäumen“ hier im Tal, wie sie uns beim Begrüßungskaffee begeistert erzählte. Spontan wurde sie von Kirsten mit einem Reportage-Auftrag gesegnet, dazu später mehr. 

Dienstag, 13.10.2020,  12:00 Uhr,
Wiedersehens-Lunch bei Marietta in Dernau

Wir hatten uns mit Theo zum Lunch und Briefing im „Hofgarten“ verabredet und dort einen Tisch im wunderschönen Innenhof reserviert. Aber Mariettas Spontan-Einladung vom Vortag zu „Himmel un Ääd“ aus der kulinarischen Feder von Gerd klang noch verlockender. Also … den Tisch beim Hofgarten abbestellt, was angesichts der Vielzahl von Tagesausflüglern kein Problem war, feierten wir unser Wiedersehen nach exakt 21 Jahren. Unser Gastgeschenk: ein Jahrgangs-Port aus ebendiesem Jahr 1999. 

Apropos alter Wein: Neben Theo, der schon eingetroffen war, bereicherte Elke die Runde. Eine Lady aus Rheinbach, deren Business es ist, Raritätenproben zu veranstalten. www.rare-bordeaux-weine.de

Exkurs: Mein lieber Freund Ludwig, wenn du diese Zeilen liest, wirst du ebenfalls wie ich nicht an die Zufälligkeit solcher Begegnungen glauben.

 „Liebe Elke, deine Rückennummer habe ich mir gemerkt, wie man unter Fußballern zu sagen pflegt. Ich werde mit einem guten Freund auf dich zukommen, was eine solche Verkostung von alten Weinen angeht. Sag mal, was machst du eigentlich heute Abend?“

Ich erzähle euch jetzt wahrscheinlich nichts Neues, wenn ich sage, dass Elke diese Spontan-Einladung zur abendlichen Rotkrautburgundersuppe direkt an der Ahr dankend angenommen hat. Also, wenn Spontanität einen Geburtsort hat, muss er in dieser Region liegen.

Dienstag, 13.10.2020,  15:04 Uhr,
Ahr-Durchfahrt vor Mayschoss,
Shooting Part I

Ihr wisst schon, die Location, die sich schon während der Vor-Tour mit dem implizierten Nervenkitzel in den Vordergrund gedrängt hat.

Ich lenke das „Schwarze Schaf“ in die Ahr. Im Innenspiegel sehe ich den mich verfolgenden Defender mit Kirsten am Steuer. Das gelegentliche Blitzen verrät mir, dass sich Theo im Fond des Neuen gerade warmschießt. 

Unsere erste Flussquerung gleicht einer „Schleichfahrt“ mit einem U-Boot in feindlichen Gewässern. Der Defender-Watttiefe von 90 cm scheint die Ahr heute nichts anhaben zu können, vorausgesetzt, wir bleiben auf Spur. Rechts und links dieser Durchfahrt wird es deutlich tiefer. Das scheint auch Theo gerade zu realisieren, der sich mit seinen Gummistiefeln in die Ahr begibt, auf der Suche nach dem idealen Shooting-Standort.

Kirsten hat sichtlich Spass an der Location und daran, dass ihr Unterbau diese Herausforderung müde weglächelt. 

15:29 Uhr. Als sie zum x-ten Mal ansetzt, um von der anderen Uferseite durchs Wasser zu fahren, ruft Theo ihr etwas zu. Der Motor heult auf, Wasser spritzt. Die Ikone schiebt eine Bugwelle vor sich her, auf deren Peak plötzlich ein Gegenstand surft, der mir irgendwie bekannt vorkommt. Kurz danach verliert sich „E-LR 240“ im Lauf des Flusses. 

„Fahr mal so schnell, wie du kannst“, sei die Instruktion von Theo gewesen, nehme ich wahr, während ich mich kopfschüttelnd mit dem „Schwarzen Schaf“ auf die Suche nach dem Kennzeichen mache. Die Ahr war gnädig: Das gute Stück durfte sich im stiefelgerechten Uferbereich ablegen. 

Fazit: Der Ikone kann ein solch seichtes Abenteuer nichts anhaben, der zart besaiteten Kennzeichenbefestigung schon. Eine Kfz-Werkstatt in Dernau durfte durch Ersatzgestellung zu unserer ordnungsgemäßen Teilnahme am Straßenverkehr beitragen. 

Wobei wir das für die nächsten beiden Shootings nicht gebraucht hätten. Wenn man Winzerinnen sagt „Packt mal euren Lieblingstropfen ein und führt uns zu eurem Lieblingsplatz“, dann hat man relativ wenig Kontakt mit Asphalt. (rb)

Fotos: Theodor Barth