PLATZHIRSCH meets AIW-Interessengruppe „Unternehmer für deine Stadt“

von | 15, 05, 20 | ALLGEMEIN

Imagewerbung in und für Gronau

Dienstag, 11. Februar 2020, 17:00 Uhr
Münsterstraße 12, Bocholt 

Wir starten unseren Landrover und füttern dessen Navi: Wirtschaftsförderungsgesellschaft mdB, Fabrikstraße 3, 48599 Gronau. 

56 Minuten prophezeit die Routenplanerin, 59,3 Kilometer via B67 und A31. Können wir auf diesem Stück etwas Zeit herausfahren? „Schaun mer mal“, würde Fußballkaiser Franzl sagen. 

Der Verkehr auf der A31 ist übersichtlich, der Landrover fühlt sich auf der linken Spur sichtlich wohl. Eine entspannte Anreise mit genügend Raum, unsere Gronau-Erfahrungen und -Berührungen zu reflektieren. Für Kirsten auf dem Beifahrersitz ist Gronau vornehmlich positiv besetzt. Schließlich ist diese Stadt der Nährboden für das Heranwachsen ihres Udo L. Letztendlich auch für dessen Flucht, aber das ist eine andere Geschichte. 

Bei mir wechseln sich Schatten und Licht. Aufgrund meiner Ermittler-Vita habe ich Gronau zu einer Zeit kennengelernt, wo Drogen, Glücksspiel, Prostitution, etc. mit all ihren hässlichen Begleiterscheinungen meine Eindrücke dominierten. Das alles war Ende der 90-er … 20 Jahre her. 

Unser PLATZHIRSCH-Magazin-Projekt hat meine eher düstere Sicht mit Licht durchflutet. Wir hatten Meetings mit den Jungs von P17 in Gronau, haben den begnadeten Videographen Nikolai Brinkmöller kennengelernt. Darüber kam der Kontakt zu Ham vom Whisky & Cigar Salon und dessen Frau Claudia. Ingo Hoff lernten wir über den AIW kennen, die lady-dominierte Kanzlei Söbecke über unseren Gefährten Christian Schirmers. 

Wir nehmen mit Respekt wahr, was in und um Gronau passiert. Dabei haben wir noch nicht mal über die kulturelle Szene gesprochen!

17:48 Uhr

Wir parken den Evoque auf dem Hof des imposant-renovierten Reliktes alter Industriekultur. Wo kann man heute noch acht Minuten rausfahren? Das war nicht dem Fahrstil geschuldet, sondern der verkehrsentspannten A31. Ob den Menschen aus dem Südkreis das so bewusst ist? Wie oft reisen wir zum Shoppen, zum Genießen, der Kultur wegen in den Pott? Oftmals einhergehend mit extrem lästigen Standzeiten auf der A2. 

Wir schlendern in die Eingangshalle des Industriebaus, gemeinsam mit einem deutlich jüngeren Typ. „Moinsen!“ Der kommt mir irgendwie bekannt vor. Wir folgen seinem ortskundigen Laufweg und nehmen das Tür-Aufhalten gerne an. 

Im Veranstaltungsraum angekommen, begrüßt uns der AIW-Geschäftsführer Andreas Brill – zugleich Initiator dieser Zeilen. Für die Wenigen, die den AIW nicht kennen: Das Kürzel steht für „Aktive Unternehmen im Westmünsterland“. Wir sind mit Beginn unseres Magazin-Projektes PLATZHIRSCH in den AIW eingetreten. Wir können bestätigen, dass der Verband seinen Zusatz „aktiv“ ernst nimmt und dem gerecht wird – seitens des Vorstandes, der Geschäftsführung und seiner Mitglieder. Wir sind befangen. Aber wir sind sicher, dass diese Zeilen die gleichen wären, wenn wir kein Motiv gefunden hätten, uns im AIW zu engagieren. 

Zurück zur Veranstaltung. Andreas Brill hatte unseren Eindruck bestärkt, dass in Gronau gerade extrem viel Spannendes passiert. Seiner Einladung zu dieser Veranstaltung sind wir gerne gefolgt. Ca. 20 TeilnehmerInnen überschlägt mein zählendes Auge. Darunter auch Katharina Vater, die Wirtschaftsförderin der Stadt Gronau, die uns aus zwei unterschiedlichen Quellen als sympathisch-agil geschildert wurde. Auch hier galt: „Schaun mer mal.“ 

Andreas Brill eröffnet die Veranstaltung und klärt mit seinen einleitenden Worten die Rolle des AIW im Zusammenhang mit dieser Initiative. Der AIW unterstützt die Stadt Gronau und die Wirtschaftsförderung Gronau in ihrem Mindset, die Unternehmer für die Image-Gestaltung zu gewinnen, sie aktiv einzubinden. 

Dieses Engagement gilt für jede Stadt im Westmünsterland. Die Kampagne „Unternehmer für deine Stadt“ wird mittlerweile auch in Borken umgesetzt. Weitere Städte sollen folgen.

Mit dem mutmachenden Impuls des Zukunftsforschers Daniel Detting 

Umfragen zeigen, dass 40 Prozent der Menschen in einer Kleinstadt leben wollen

www.aiw.de/dem-dorf-gehoert-die-zukunft

übergibt er das Wort an Katharina Vater. Diese übermittelt die Grüße des Bürgermeisters Rainer Doekotte und von Thomas Albers, dem Leiter des Stadtmarketing Gronau. 

Derzeit gäbe es in Gronau 800 Unternehmen. Bislang liegen 160 Rückmeldungen zum gefühlten Image der Stadt Gronau vor. Auffallend sei die Dissonanz zwischen dem Image der Stadt Gronau aus der Sicht der dort beheimateten Unternehmen und deren Weiterempfehlungs-Wahrscheinlichkeit für den Wirtschaftsstandort Gronau. Während viele Unternehmen das Image als stark optimierungsbedürftig bezeichnen, sind sie mit dem Wirtschaftsstandort sehr zufrieden. 

Was also führt dazu, dass die Einwohner Gronaus und die hier ansässigen Unternehmen diese Stadt teilweise als „unsexy“ empfinden? Wie sieht das die Region? Und, verbunden mit der diskussionseröffnenden Frage: Welche Ideen gibt es, gemeinsam dieses Image zu korrigieren?

Eine lebhafte Diskussion setzt ein, getragen von dem Ansatz „Lasst uns doch mal schauen, was Gronau auszeichnet!“ 

Appetithappen aus den Antworten der Teilnehmer: 


die Stadt der Gewässer mit dem Driland-See, dem Laga-Gelände, dem Stadtpark in Epe, vier Freibädern

die Roboter-Klinik, wo nach der Da-Vinci-Methode operiert wird

Nanobay im Wirtschaftzentrum Gronau

die Musikstadt im Grünen, mit der legendären Gartenstraße 3 (dem Geburtshaus von Udo Lindenberg), dem Rock- und Pop-Museum, dem einzigartigen Jazz-Festival 

Magnete wie der Whisky & Cigar Salon 

Veranstaltungen wie die Nachteinblicke und der monatliche Abendmarkt „Dämmerschoppen“

Wir sind ja nur Notizen machende und Impressionen schießende Beobachter. Aber wieso fühlt man sich hier so klein, quasi als Vorort von Enschede?
Ich fühle mich an einen Stadtentwicklungsprozess Anfang dieses Jahrtausends erinnert. Dort hatte man mit ähnlichen Minderwertigkeitskomplexen zu kämpfen. Aus dem Bild „Vorort von …“ wurde schließlich ein selbstbewusstes „Wir sind das Schwabing von …“ Eine Korrektur des Wordings mit gravierenden Auswirkungen auf den positiven Spirit, die Dynamik, den ein solcher Prozess aufnehmen kann. Ich nehme ein großes Potenzial für die Entwicklung eines solchen Schwabing-Images hier in Gronau war.

Diese Gestaltungsmacht nur an den formellen Institutionen wie Stadt und Wirtschaftsförderung festzumachen, würde dem Unternehmertum nicht gerecht. 

Aus dem geschilderten Stadtentwicklungsprozess hat sich bei mir eingebrannt: 

„Jede Stadt hat das Image und die Kultur,  die sie verdient.“ 

Da sind alle gefordert. Klugschreiber-Modus aus.

 Parallel zu meinen Gedanken, nahm ich eine herzerfrischende Impulsfrage einer Teilnehmerin wahr: „Quasseln wir heute Abend nur oder kommen wir auch ins Handeln?“ 

Das war der Startschuss für das fünfköpfige Team des Berufskollegs Wirtschaft & Verwaltung in Ahaus. 

Die agilen TeilnehmerInnen brachten Impulse ein, ein möglichst genaues Bild von dem Image der Stadt Gronau zu zeichnen. Weg von den bislang wenig repräsentativen Ergebnissen, weg vom Bauchgefühl, hin zu belastbaren, repräsentativen Rückmeldungen der Bürgerinnen und Bürger der Stadt Gronau und der Region. Wie? Durch eine gezielte Fragebogenaktion, off- und online. Ansatz und Konzept wussten zu überzeugen.

Unsere abschließenden Notizen zu dieser lebhaft-engagierten Diskussion waren: 

 

Die Studentengruppe entwirft einen Fragebogen nebst Umsetzungs- und Auswertungskonzept.

Der AIW versteht sich als Anstupser solcher Initiativen. 

Alle freuen sich auf eine Fortführung der Veranstaltung, möglicherweise zu einem inspirierenden Drink & Think- Format. Heimlicher Lehrplan: noch mehr aktive Unternehmer für den Prozess der Imagewerbung zu gewinnen.

Wir werden mit Katharina Vater in einer der nächsten Ausgaben eine engagierte Wirtschaftsförderin vorstellen, in ihrer Funktion, aber auch unplugged, d.h. persönlich.

Wir haben mit Sandra Cichon die Erste Beigeordnete der Stadt Gronau kennen- gelernt. Wir waren angenehm über- rascht von ihrer bedächtig-ruhigen Kreativität.

Und letztendlich haben wir auch unseren Türaufhalter enttarnen können. Mit Patrick Bröckers haben wir einen noch jungen, aber sehr engagierten Unternehmer kennen- und schätzengelernt. Ein gemeinsames Bierchen in seinem neuen Projekt Spieker in Epe wird verabredet. 

Wir freuen uns auf ein Wiedersehen mit vielen Anwesenden bei den „Nacht- einblicken“, wo wir mit insgesamt drei Fotografen auflaufen werden, um die Impressionen einzufangen. Anschließend belohnen wir uns mit einem Whisky mit Ham Hilderink auf dem Außendeck des Whisky & Cigar- Salon. 

Wir werden mit dem PLATZHIRSCH diesen Image-Wandel begleiten und sehen weiteren Begegnungen mit den Menschen hier in Gronau gespannt
entgegen. 

Bevor wir die Rückreise antraten, haben wir unseren Dinner-Hunger gestillt. Dank eines Insider-Tipps aus der Runde landeten wird im Le Serre an der evangelischen Kirche. Ein hervorragend schmackhaftes Preis-/Leistungsverhältnis und echt nette Menschen im Service. „Dafür kommt man wieder“, soll ich in Kirstens Auftrag notieren. 

Covid-19

 

Freitag, 13.03.2020, 16:00 Uhr 

Vier Wochen liegt die besuchte Veranstaltung nunmehr zurück. Einen für 10:30 Uhr geplanten Telefontermin mit Katharina
Vater vertagen wir in die frühen Abendstunden. Die Ereignisse rund um Corona entfalten ihre Wirkung – auch in der Region. Die geplanten „Nachteinblicke“ wurden nach einer Dringlichkeitssitzung kurzerhand abgesagt.

Die Stimmung im Telefonat ist verhalten optimistisch. Wir vertagen uns auf ein persönliches Meeting nach Covid-19. Zu diesem Zeitpunkt wird uns bewusst, dass unser Board mit den geplanten Interviews, Stories und Bilderwelten seine Relevanz verloren hat. Jetzt gilt es zu schauen, was der Virus und seine Nebenwirkungen mit unseren Partnern, Leserinnen und Lesern und mit uns, unserem Team, unserem Verlag macht.

Der AIW unter Corona
Dienstag, 31.03.2020, 10:00 Uhr

Andreas Brill ruft an. Wir tauschen uns aus über das jeweilige Erleben der Corona-
Phase. Andreas Ausspruch trifft unser Gefühl:

„Die Chaos-Phase ist vorbei. Wir müssen in die Normalität des Ausnahmezustandes kommen.“

Der AIW steht hierbei als Partner zur Verfügung. Wir selbst profitierten bereits von einem Webinar am 27.03.2020 zum Thema „Soforthilfe und Kurzarbeitergeld“.

Mit Online-Angeboten zu „Corona und Arbeitsrecht“, „Corona und Homeoffice“, u.ä. führt der AIW seine wertvollen Unterstützungsangebote im Ausnahmezustand fort.

Infos zu aktuellen Veranstaltungen findet ihr unter:

www.aiw.de

Liebe Gronauer, wir sehen uns – versprochen!

Fotos: Kirsten Buß,
Stadt Gronau, alamy stock