Erde. Wasser. Landschaft.

von | 2, 03, 20 | TITELSTORIES

Interview mit Christoph Vornholt, Landschaftsbau Vornholt, im Bocholter Kubaai-Kulturquartier.

Zur Persönlichkeit

Sommer oder Winter?

Sommer. 

 

Bier oder Wein?

Bier, manchmal Wein. 

 

Meer oder Berge?

See.

 

Früher Vogel oder Nachteule?

Früher Vogel. 

 

Fisch oder Fleisch?

Fleisch.

 

Facebook oder Instagram?

(Nach einem mittellangen Seufzer:) Beides muss sein. 

 

Sender oder Empfänger?

Sender.

 

 Gehörst du zu den Menschen, die kochen können?

Ich kann nicht kochen, nein … wenn überhaupt,
kann ich ein wenig grillen. 

 

Absolutes Leibgericht?

Bratkartoffeln mit etwas Speck durch und nem Ei drauf.
Das ist schon sehr lecker. Und gerne ein Filetsteak.
Dazu auch gerne ein Craft Beer. 

 

Lieblingsbuch?

Ken Follet „Säulen der Erde“. 

 

Beeindruckender Film?

„Die Stille Revolution“. Da geht es darum, dass in der
Unternehmensführung heute andere Werte von Bedeutung sind als früher. 

 

Absoluter Lieblingsplatz?

Bei uns im Garten – in der Hängematte. 

 

Achillesferse?

Ungerechtigkeiten in allen Facetten. 

 

Talentfreier Bereich?

Ich könnte manchmal besser zuhören – und da vielleicht gerade meiner Frau. :-))))) 

 

Deine ultimative App?

WhatsApp.

 

Kaffeetrinker mit Anstand oder Nespresso-Kapsel-Sünder? 

Mit Anstand …. aus dem Vollautomaten.

 

Bucket-List? 

Eine Weltumrundung mit dem Motorrad.

 

#01 Christoph, was ist ein Carbage-Run? 

Die Schnapsidee … Das ist abgeleitet aus dem englischen Wort für Müll bzw. Schrott. Die Statuten sind relativ einfach: Mit einem mindestens 15 Jahren altem Auto, was nicht mehr als 500 Euro gekostet haben darf, an einer Rallye teilnehmen. Das habe ich mit zwei Freunden vor kurzem gemacht. Wir sind mit 449 anderen Teams 4.600 Kilometer durch Dänemark, Schweden und Norwegen gefahren. Das gab es tägliche Aufgaben zu erledigen. Und es kam dabei nicht auf Geschwindigkeit an.  

#02 Ihr seid auf Anhieb Erster geworden, habe ich auf Facebook gesehen. 

Ja, genau. Wir sind angetreten mit der Mission, auf jeden Fall ins Ziel zu kommen. Wir haben nichts erwartet, Hauptsache, der Wagen hält. Am ersten Tag hatten wir dann als eines von zwei Teams die volle Punktzahl – zu unserer Überraschung. Und da war unser Ehrgeiz geweckt. Unser Audi war 20 Jahre alt, den hatte ein Freund von uns, der Autos verkauft und auch selbst gerne daran schraubt, ausgesucht. Der hatte ein sehr glückliches Händchen: Der Audi hat uns nicht einmal im Stich gelassen.  

#03 Wir machen jetzt den Schwenk zu deinen Job, aber ich möchte nicht versäumen zu sagen, dass ihr ein eigenes Podcast-Format habt. Wie heißt das? 

Humulus Lupulus, der botanische Name für Hopfen. Der erste Podcast von Landschaftsgärtnern für Landschaftsgärtner. Wir sitzen gelegentlich beim Feierabendbierchen zusammen, und dann kam der Gedanke, bei unserem Fachsimpeln doch das Aufnahmegerät mitlaufen zu lassen. 

#04 Und das ist dann auch so, dass ihr den einen oder anderen Mitbewunderer (Mitbewerber) interviewt?

Ja, das kommt vor … z.B. unsere Kollegen von Grandiflora aus Bocholt. Die haben eine eigene Software entwickelt. Das fand ich interessant und deswegen kam es zu dieser Episode. 

#05 Tauchen wir in euer Unternehmen ein – wie ist denn alles so entstanden? 

Mein Vater Josef hat 1982 das Unternehmen gegründet, da war ich drei Jahre alt. Ich bin auf dem Betriebsgelände groß geworden und habe einfach viel mitbekommen. Damals waren wir u. a. in der Landschaftspflege unterwegs, z.B. im Duisburger Hafen. Es hat sich dann so entwickelt, dass wir auch Projekte im Bereich Gewässerbau gemacht haben, wie z.B. die Renaturierung von Gewässern. Das ist eine wichtige Säule unseres heutigen Slogans ERDE – WASSER – LANDSCHAFT. Denn das geht über das hinaus, was den klassischen Landschaftsbau ausmacht, wie z.B. Gärten bauen und pflegen. 

#06 Erkläre mir das bitte als nichttechnischem Branchen-Laien – was macht Gewässerbau aus? 

Wir sind ja jetzt am Kubaai-Gelände in Bocholt. Hier ging es um das Befestigen der Ufer. Früher wurde ein Fluss eher strikt und schlicht mit Beton in seine Bahn gebracht. Das ist heute wieder natürlicher, harmonischer: Der Fluss kann sich sein eigenes Bett suchen, worin wir ihn dann mit der Uferbefestigung unterstützen, mit natürlichen Materialien und Stoffen, wie Kokos, Holz, etc. Das ist zugleich auch Hochwasserschutz. 

 #07 Wie breit darf denn ein solcher Fluss sein, dass er von euch noch geführt werden kann?  

Die Aa gehört auf jeden Fall dazu. (Schmunzeln) Es gibt ein aktuelles Projekt in Coesfeld, da bauen wir eine Fischtreppe in der Berkel.  

 #08 Erzähle mir doch was zu eurer Größe, wo darf man euch einsortieren? Mit wie viel Personen spielt ihr in welcher Liga … um es mal plastisch auszudrücken.  

Unser Team ist derzeit 60 Frauen und Männer stark. Aufs Münsterland bezogen gehören wir zu den drei größten
Landschaftsbau-Betrieben. NRW-weit sind wir auch kein kleines Unternehmen mehr. Wir arbeiten fast ausschließlich für Gewerbekunden und die öffentliche Hand – vom 500-Euro- bis zum Zwei-Millionen-Projekt ist alles dabei. 

#09 Wir sitzen ja inmitten eines sehr schönen und für uns in Bocholt bedeutsamen Projektes, dem Kubaai-Gelände mit der Podiumsbrücke in unserem Rücken. Da habt ihr im ersten Bauabschnitt was konkret gemacht? Was ist eure Handschrift hier?

Fast alles, was man hier so sieht – außer die Podiumsbrücke selber. Ansonsten Wege, Flächen, Pflanzen, Gewässerbau, wie schon erwähnt. Ein schönes Projekt, um unser Portfolio auszuspielen und zu präsentieren. 

 #10 Wir gehen jetzt mental durch das PLATZHIRSCH-Revier. In Borken 

sehnen sich die Menschen von netgo, einem gemeinsamen Kunden von uns, der Fertigstellung ihres neues Basecamp entgegen.

Ja, das stimmt, da haben wir in dieser Woche mit den Außenanlagen angefangen. 

 #11 Leuchtturmprojekte …?

Also, Kubaai ist schon toll und hat uns auch Spaß gemacht. Vor einiger Zeit haben wir in Gelsenkirchen die Außenanlagen für das Hans-Sachse-Haus, also das Rathaus geschaffen. Ich würde jetzt vielen Auftraggebern und tollen Projekten nicht gerecht, wenn ich weiter aufzähle, ich würde zwangsläufig welche vergessen. 

 #12 Missionen, Visionen …? 

Wir würden gerne bei Gewerbe- und Industriekunden die grundsätzliche Bereitschaft wecken, es wirklich ein Stück grüner, natürlicher zu machen. Natürlich muss alles praktikabel und befestigt sein. Aber es ist Teil unserer Mission, den CO2-Wert zu verbessern, und da sind wir bei Bäumen.  

#13 Ist das nur bei euch so oder ist das ein Trend?

Der Trend ist allerorts spürbar, auch bei uns im Verband, z.B auch mit so smarten Aktionen wie „Rettet den Vorgarten“. Wenn man mit offenen Augen durch unsere Region fährt, dann wird einem erst mal bewusst, wie viel Kies und Schotter da verbaut wurde. Das ist keine gute Entwicklung. 

 #14 Wie sieht dein eigener Garten aus? 

Der kommt noch. Wir bauen derzeit an unserem Häuschen im Außenbereich. Wenn das fertig ist, wird aus Wiese Garten –
natürlich mit der besagten Hängematte. 

#15 Lieblingsbaum?

Die Eiche … ohne die derzeit lästigen Bewohner, die das Jucken fördern. (Schmunzeln)

 #16 Was ist noch wichtig, um sich von euch ein Bild zu machen? Ihr seid in der Lage, gestandenen, breiten Flüssen eine andere Richtung zu geben. Gibt es eigentlich irgendeine Herausforderung, die euch Angst machen könnte? 

Nicht wirklich. 

 #17 Ihr müsst auch entsprechendes Gerät haben, um handeln zu können.

Wir sind nicht wirklich erpicht, den Hof voller Geräte zu haben. Das sind nur Gerätschaften, die kann man leihen oder kaufen. Wichtig ist, dass sie funktionieren. Ich selbst bin nicht geräte- oder maschinenverliebt: Für mich sind die Mitarbeiter tausendmal wichtiger als ein pompöser
Maschinen- oder Fuhrpark.

 Für mich ist wichtig, dass es meinen Mitarbeitern und deren Familien gutgeht. Ich sehe mich da auch in der Verantwortung. Da stehe ich zu, und da habe ich Spaß dran. Wir haben vor zwei Wochen unser Vornholt-Plus-System vorgestellt. Das sind u.a. die Faktoren des betrieblichen Gesundheitsmanagements mit den Check-ups. Anfang 2020 starten wir mit persönlicher Fort- und Weiterbildung. Wir klären auf im Bereich Finanzen, Altersvorsorge, Zahnzusatzversicherungen, etc. Das läuft alles über uns.

#18 Christoph, was genau ist dein Bereich in eurem Unternehmen?

Die kaufmännische Geschäftsführung und das Personalwesen. Wobei wir Jana Kentrup fürs Personalwesen gewonnen haben, um uns noch besser aufzustellen.

#19 Okay, dann können wir das wildromantische Landschäftsgärtner-Foto, sprich: du mit den Spuren von Erde im Gesicht knicken?

Ganz klar, wenn es authentisch bleiben soll Meine Mitarbeiter würden einen Lachflash bekommen und zu Recht anmerken, dass ich mich schon mehr als zehn Jahre nicht mehr schmutzig gemacht habe. Das ist aber auch nicht meine Aufgabe. Eine typische Pose aus meiner Arbeitsrealität ist in meinem Büro. Die Füße auf dem Schreibtisch, ein Bluetooth-Headset in den Ohren … Telefonierend, Notizen machend, Pläne schmiedend. Nicht jedermanns Sache – aber authentisch. So bin ich am effektivsten.

#20 Wenn man sich mit dir beschäftigt, stellt man fest, dass du schon gut vernetzt bist, oder? 

Ja, im AIW und im BNI habe ich meine Aktivitäten enorm gesteigert. Früher habe ich mich stark mit mir, mit unserem Unternehmen beschäftigt. Das war gut so – aber die heutige Zeit erfordert aktives Netzwerken. 

 #21 Ich habe gelesen, dass ihr hierarchie-übergreifend eure Mitarbeiter in Entscheidungsprozesse einbezieht, wie darf ich mir das vorstellen?

Du meinst unser sogenanntes Kern-Team. Das haben wir bei einem Kollegen kennengelernt und auf unserer Unternehmen übertragen. Die Mitarbeiter haben wie wir die Möglichkeit, auch am Unternehmen und nicht nur im Unternehmen zu arbeiten. Das sind acht Personen vom Auszubildenen über den Bauhelfer und die Fachkraft bis zur Geschäftsführung. Dort sind alle Gewerke wie Erde, Wasser und Landschaft vertreten. Dort werden Themen weiter entwickelt, die wir als Geschäftsführung eingeben – sowie Ideen aus dem Team selber. Bei wichtigen Entscheidungen ist das Kernteam automatisch im Boot. Es gab ein Schlüsselerlebnis, das lange zurückliegt. Wir hatten einen neuen Bagger gekauft. Ich bin dann rausgefahren zur Baustelle, um ein Foto für Facebook zu schießen, mit strahlenden Bagger-Benutzern, sprich: unseren Mitarbeitern. Die Realität an der Baustelle sah anders aus. Ich wurde damit konfrontiert, was der Bagger nicht hat oder kann, was wir hätten berücksichtigen sollen. Meine Erkenntnis: Wie doof muss man eigentlich sein, die Menschen nicht zu fragen, die das Teil den ganzen Tag bewegen müssen? Das gehört der Vergangenheit an. 

#22 Gibt es irgendeine Frage, die ich nicht gestellt habe? Was müssen die Unternehmen da draußen wissen, warum es reizvoll ist, mit euch zu arbeiten?

Wir sind durch und durch Profis. Wir sind sehr erfahren im Umgang und im Zusammenspiel mit Architekten. Wir wissen, wo es drauf ankommt. Wir sind verlässlich: Es gibt einen festen Ansprechpartner für den Kunden, und der ist rund um die Uhr erreichbar. Wir sind absolut Dienstleistungsgetriebene. Ich arbeite auch sehr gerne mit Profis zusammen und ärgere mich, wenn ich auf Amateure treffe, was die Serviceleistung angeht.

#23 Ist Recruiting für euch ein Thema?

Ja, ein großes, wie bei so vielen. Wir bilden auch selbst aus. In diesem Jahr stellen wir unseren Neuankömmlingen kostenlos ein „AzubiAuto“ zur Verfügung, damit sie uns im Außenbereich von Burlo erreichen. Das Fahrzeug können sie privat nutzen. Die einzige Aufgabe, die sie haben, ist, einmal in der Woche durch die Waschanlage zu fahren. 

#24 Sind das dann Boliden, wie ihr sie beim Carbage zum Einsatz bringt, sprich: 15 Jahre alt und 500 Euro wert?  

(Schmunzeln) Nein, das sind absolut vollwertige Neufahrzeuge, die wir für die drei Ausbildungsjahre leasen. 

Grundsätzlich bilden wir unseren Fachkräftebedarf selber aus. Darüber hinaus sind wir aber auch an guten Facharbeiterkolleginnen und -kollegen aus dem Landschaftsbau interessiert. 

 Merci für ein spannendes Gespräch im Kubaai-Kulturquartier. (rb)

Landschaftsbau Vornholt GmbH

Burdarper Weg 21, 46325 Borken

Fon: +49 (0)2862 9092-0

www.landschaftsbau-vornholt.de