Was haben acht Kilogramm Drogen mit der Gründung von netgo zu tun?

von | 18, 03, 20 | MÜNSTERLAND VALLEY

Die 5-Stunden-Business-Story-Genuss-Odyssee mit Benedikt Kisner, netgo

13:00 Uhr, Borken, Landwehr 103 – Parkplatz am (bis Ende diesen Jahres) Headquarter der netgo-Unternehmensgruppe

 

Ein gut gelaunter Benedikt (Bene) Kisner erklimmt den Innenraum des Oldschool-Defenders aus dem Jahre 2007. Ich erkläre ihm kurz, dass ich den Landy als Interview-Ort gewählt habe, weil die Akustik im Fahrzeug so gut ist. „Und da hast du dir gedacht, ich nehme einfach ein besonders Lautes“, so Benes Kommentar und der erste Lacher von gefühlten 247, die im Laufe der nächsten fünf Stunden noch folgen sollen.

Wir klären die Stationen:
Fahrt nach Raesfeld zu der Örtlichkeit, wo netgo vor zwölf Jahren gegründet wurde.
Business-Lunch bei „Mahl & Meute“ im Schloß Raesfeld. Weiterfahrt zum neuen netgo Basecamp: Baustellen-Walk & -Talk. Zielgeraden-Fragen auf dem Rückweg zur Landwehr.

Bene, gibt es irgendwas, was uns drängt? Termine?
Hunger.

 

Habe ich verstanden. (Der Motor wird gestartet.) Ich habe 93 Fragen vorbereitet. Wenn deine Antworten im Durchschnitt zehn Minuten Zeit in Anspruch nehmen, brauchen wir uns in den nächsten 15½ Stunden nichts anderes vornehmen.

 

Okay, zum Einstieg ein paar Maschinengewehr-Fragen – super geeignet für knappe Antworten.
Leg los!

#01 Sommer oder Winter?
Sommer.

#02 Meer oder Berge?
Meer. 

#03 Fisch oder Fleisch?
Fleisch. 

#04 Salzig oder süß?
Salzig. 

#05 Wein oder Bier?
Bier

#06 Früher Vogel oder Nachteule?
Früher Vogel.

#07 Amerika oder Asien?
Amerika. 

#08 Sender oder Empfänger?
Sender. (Gelächter; es ist gut, dass wir den Freitagnachmittag gewählt haben. Das ganze Wochenende Zeit für die 93 Fragen …)

#09 Sekt oder Selters?
Selters.

#10 Facebook oder Instagram?
Instagram.

#11 Mac oder Windows?
Windows. 

#12 Baujahr?
1984. 

#13 Was ist dein absolutes Leibgericht – und gerne eine konkrete Antwort, je konkreter, desto besser.
Ich liebe Steaks.

#14 Wenn es ein Steak ist, was für eins? Lieblingsstück?
Habe ich gar nicht. Ich mag es gerne, wenn es „dry aged“ ist. Ansonsten ist es von meiner Tagesform abhängig, ob ich es ein weniger fettiger mag oder mal etwas magerer. 

#15 Der ideale Begleiter dazu?
Süßkartoffelwürfel mit einer Trüffelmayo.  Ansonsten auch gerne gemüse-lastig, je ausgefallener, je besser. Ich liebe auch gegrillten grünen Spargel.

#16 Getränk dazu?
Ein gutes Craft Beer. 

#17 Die kannst mir nur ein einziges Musikstück vorspielen, von dem du absolut fasziniert bist … welches wäre das? 
Das Problem ist, das mir so unheimlich viel gefällt und dass das auch wieder von der Tagesform abhängig ist. 

#18 Wie oft bekomme ich das im Laufe der nächsten 90 Minuten noch zu hören?
Ich glaube einige mal. Ich bin halt nicht so festgefahren. (Gelächter) Momentan höre ich gerne Imagine Dragons, auch durch meinen Sohn, der zehn Jahre alt ist.  Von denen insbesondere den Song „Believer“. Früher: 3 Doors Down, Limp Bizkit … die habe ich hoch und runter gehört. 

#19 Wenn du dir jetzt vorstellst, du spielst mir das vor … wo sind wir dann?
Da ich Musik fast ausschließlich beim Autofahren höre, sind wir wahrscheinlich in meinem Auto. 

#20 Gibt es Menschen, zu denen du gerne heraufschaust, denen du gedanklich gerne folgst … früher sagte man Idole dazu?
Puh … (Man sieht Bene grübeln. Jetzt kommen die Antworten, die nicht aus der Hüfte geschossen werden).

#21 Wir müssen das gar nicht so hoch aufhängen. Manchmal sind es auch nur kurze Begegnungen mit Menschen, die Spuren hinterlassen. 
Es sind manchmal die Kleinigkeiten, die mich an einem Menschen faszinieren. Ich habe immer mal wieder mit einem sehr viel älteren Menschen zu tun, der mittlerweile deutlich über 80 ist. Der aber so was von up-to-date im Kopf ist, in allen Themen wie Umwelttechnologie bis Unternehmensführung und auf einem Level, wo man sagt „Wow!“. Das finde ich einfach toll.

#22 Gibt es einen Film, der dich zutiefst bewegt hat? Welcher wäre das und warum? – abgesehen vom „Wolf of Wall Street“. (Schallendes Gelächter, weil Insider.) 
Es war sicherlich nicht der beste Film, aber mit Abstand das lustigste Erlebnis, was ich mit einem Film hatte. (Fragt Bene persönlich danach, wenn ihr ihn trefft.) 

„Lord of War (Händler des Todes)“ mit Nicolas Cage hat mich wirklich über Jahre hinweg fasziniert. Der Film beruht auf einer wahren Begebenheit. Er spielt mit dem Erschreckenden, gepaart mit einem skurrilen Humor. Ich habe mich erschrocken darüber, was ich auf einmal lustig fand – wo ich mich von meinem eigenen Lachen sofort wieder distanziert habe. Dadurch unterhält und schockt der Film.

#23 Ein guter Freund hat eine „beruhigende Summe“ im Lotto gewonnen und möchte dir in Form eines geschenkten Autos etwas Gutes tun. Für welche Marke, für welches Modell würdest du dich entscheiden?
In meiner Jugend fand ich Lamborghini immer toll. Damals war es der „Diablo“. Heute finde ich den potthässlich. Aber wenn ich ohne Budget shoppen gehen dürfte, würde es bei mir ein Lamborghini werden.

#24 Der liebe Gott ist i.d.R. sehr gerecht im Verteilen von Talenten. Mit welchem Talent wärest du gerne gesegnet worden?
Ich bin unmusikalisch bis zum Anschlag. Singen kann ich so gar nicht. Das wäre eine Sache, die ich gerne können würde. Ansonsten wäre es auch ein Stück mehr Geduld, was ich mir wünschen würde. 

#25 Über wen oder was kannst du so richtig herzhaft lachen?
Ich mag Comedy.

#26 Gibt es da jemanden Speziellen, du merkst, ich habe es schon mal gerne etwas konkreter.
Ja, merke ich. Wen ich vom gesamten Unterhaltungswert momentan gut finde, ist Luke Mockridge, weil er viele Facetten hat und musikalisch ist. 

#27 Warum bist du so, wie du bist? Ich hätte auch gerne die Theorie deiner Mum dazu gehört … 
Ich weiß nicht, ob ich zu oft vom Wickeltisch gefallen bin. Sie hat mir mal in einer ruhigen Minute scherzhaft gesagt, dass sie jahrelang nicht gewusst hätte, ob ich mutig oder dumm bin. Und das sie sich auch heute noch nicht ganz sicher sei. (Schallendes Gelächter füllt die Kabine des Landy.)
Meine Mutter regt sich immer leicht darüber auf, wenn sie diese Passage hört. (Okay, vom Lesen war nicht die Rede, sprich: wir drucken das.)Ich glaube, dass ich mit einer Portion Mut und Selbstbewusstsein ausgestattet bin, um meine Wege zu gehen. Ich bin nicht so sorgenerfüllt. Ich glaube, das ist eine sehr wichtige Eigenschaft, wenn man als Unternehmer unterwegs sein möchte. Ich fühle mich in meiner Rolle und den Dingen, die wir so tun, einfach pudelwohl.

#28 Gibt es in deiner noch jungen Biographie eine Lebensentscheidung, auf die du besonders stolz bist? Muss das etwas Berufliches sein? 
Nein. Dann wäre es tatsächlich, dass ich mich sehr früh gebunden habe und bis heute sehr happy mit der Entscheidung bin, meine Jugendliebe geheiratet zu haben.

#29 Das macht sich aber gut. Du bist dann fortan der George Clooney der IT-Welt.
Das darf man ruhig lesen, das ist mir nicht peinlich. Wir verstehen uns gut und ich glaube, das beruht auf Gegenseitigkeit. Peinlich wäre, wenn meine Frau sich nächste Woche scheiden lassen würden. (Gelächter) 

#30 Wie gehst du mit deinen Ideen, Geistesblitzen, Impulsen um? Werden diese archiviert? Analog oder digital?
Tatsächlich habe ich meine Geistesblitze in der Regel abends. Dann schreibe ich mir selber eine E-Mail, das habe ich mir irgendwann angewöhnt. Dann ist der Gedanke aus dem Kopf raus und ich beschäftige mich erst am nächsten Morgen im Büro damit. So kann ich recht gut runterkommen und abschalten.

#31 Lieblingsapp? 
Ich nutze sehr häufig Facebook und Instagram, ohne die wirklich zu mögen. Meine momentane Lieblingsapp ist tatsächlich Readly.

Der nimmt mich auf den Arm, oder? Das Interview wird Bestandteil des PLATZHIRSCH #2, einem haptischen Produkt. Und Bene schwärmt von der digitalen Magazin-Flatrate Readly. Ich sollte mich mit seiner Mutter treffen. Aber jetzt mal ernsthaft und bei Licht betrachtet: Das ist die Zukunft. Und diesen Weg werden wir als lernendes Magazin konsequent mitdenken und gehen. Gut gemachte Magazine werden unsere Generation noch Jahrzehnte begleiten (Stichwort Vinyl). Aber wir werden den Platzhirsch auch digital entwickeln, sprich: für jeden Leser, ob analog oder digital, den PLATZHIRSCH lese-appetitlich zur Verfügung stellen.

13:30 Uhr, Raesfeld, Ährenfeld 6 – Halle von Getränke Nießing …
dem Ort, an dem netgo vor zwölf Jahren gegründet wurde

 

#32 Bene, wie lautet die Kurzversion eurer Garagen-/Hallen-Story?
Wir stehen hier an der Halle von Getränke Nießing. Hubert Nießing war unser erster Vermieter, eine supernette Familie. Hier war unsere Geburtsstunde. Ich war jetzt fast zehn Jahre nicht mehr hier, also seit dem Zeitpunkt, wo wir ausgezogen sind …

#33 Keine schönen Erinnerungen?
Doch, ganz, ganz viele, mit vielen witzigen Erlebnissen. Das Witzigste war, es gab eine Verbindung zwischen unserem Lager und dem Getränkelager von Nießing. Wir hatten einen Deal mit Hubert. Wir konnten uns dort bedienen und den Verbrauch mittels einer Strichliste dokumentieren. Das haben später unserer Mitarbeiter und Azubis auch privat genutzt. Das hielt die Motivation hoch und sorgte gelegentlich für nächtliche Alarmauslösungen, wenn unsere Azubis den Fêten-Nachschub organisieren wollten und zu bierselig waren, um die Alarmanlage zu entschärfen.

#34 Wie viele wart ihr?
Im Kern: ein festangestellter Techniker, eine 400-Euro-Kraft, die uns im Büro unterstützt hat, ein Praktikant von der Bundeswehr, Patrick Kruse und ich.

#35 Wann war das?
Am 3. Januar 2007.

#36 Auf wieviel Fläche?
225 Quadratmeter mit drei Fenstern. Die drei Fenster waren die Herausforderung. Man war den ganzen Tag im Büro. Es gab einen Tag, da kam ich raus und überall war Schnee. Ich hatte davon nichts mitbekommen, was nicht unbedingt für die Aufenthaltsqualität spricht, von wegen Lichteinfall.

#37 Das ist erst zwölf Jahre her. Was für eine Geschwindigkeit! Wie lange habt ihr es dort ausgehalten?
2010 sind wir umgezogen, also drei Jahre.Weiter geht´s mit dem hungrigen CEO zum Schloss …

#38 Aus unserem vorhergehenden Meeting sind mir auch ein paar Abgründe bekannt.
Ich weiß z.B., dass ihr eine Loge auf Schalke habt. Du hast dir auch alles gemerkt, oder?

#39 Das nennt man Aufmerksamkeit. (Gelächter) Das mit der Loge war aber auch von dir nicht so gewählt, oder? 
Nein, ich bin ja Dortmund-Fan. Patrick ist Schalker. In Dortmund haben wir Karten auf Schalke eine Loge. Wer beim Stöckchenziehen den Kürzeren gezogen hat, weißt du dann ja. Und so muss ich jetzt unser Firmenlogo in der Schalke-Arena ertragen. Mein Sohn ist auch Dortmund-Fan, aber wir kommen mittlerweile beide ganz gut damit klar.

#40 Kennst du den Begriff der Bucket-List, möglicherweise aus dem Film „Das Beste kommt zum Schluss“ mit Jack Nicholsen und Morgan Freemann? Was würde auf deiner Bucket-List ziemlich oben stehen? 
Ich habe als Kind fast immer Urlaub auf einem Boot gemacht. Das sind zumindest die Urlaube wo ich die meiste Erinnerung dran habe, weil ich es irgendwie am schönsten fand. Also, so ein eigenes Bötchen … das muss auch gar nicht so riesig sein. Wenn das irgendwo im Mittelmeer liegt, das wäre schon mein Traum, damit von Örtchen zu Örtchen zu schippern. 

#41 Wie wird man CEO von netgo, und wie lange braucht man dafür? 
2½ Jahre. (Gelächter) Ich habe damals staatlich geprüfter Informationstechnischer Assistent gelernt. Das ist eine vollzeit-schulische Ausbildung. In der Zeit brauchte man Pflicht-Praktika. Ich hatte eigentlich einen Praktikumsplatz in Gelsenkirchen, dort hatte ein Bekannter von mir gearbeitet. 2½ Wochen vor Praktikumsbeginn rief der bei mir an und sagte, dass das mit dem Praktikum nichts wird. Der Chef sei gerade in den Knast gekommen, der sei mit acht Kilogramm Drogen an der Grenze aufgegriffen worden. 

#42 Das mit Eigenbedarf zu erklären, ist argumentativ ein langer Weg. Wie ging es weiter, mit deinem Praktikum?
Ich musste reagieren. Ich habe damals LAN-Parties organisiert. Ich hatte dafür als Sponsor eine Firma hier in Raesfeld. Ich habe dann eine Mail an den damaligen Chef geschrieben und um ein Praktikum angefragt, was dann auch kurzfristig klappte. Nach meinem Aufschlag dort habe ich bereits am dritten Tag eine Grafikkarte geschrottet, die ein Heidengeld gekostet hat. Ich musste für mich erkennen, dass ich zwar eine ganz hohe technische Begeisterung habe, aber eine nicht immer bis ans Limit gehende ausgeprägte technische Fertigkeit. Ich habe dann den Wunsch geäußert, in den kaufmännischen Bereich zu wechseln. Und so wurde ich dann Praktikant bei Patrick (Kruse). Nach drei Wochen Praktikum bin ich dann gefragt worden, ob ich eine Lücke in deren Urlaubsplanung füllen könnte. Ein Zeitraum von zwei Wochen, wo sonst keiner aus dem kaufmännischen Bereich da war. Und wo die Siggi im Büro Unterstützung brauchte. Dort habe ich selbstständig Angebote geschrieben, Ware eingekauft, Aufträge abgewickelt, Techniker zu Kunden geschickt und so. Da das gut geklappt hat, bin ich dort auch fest in den Job eingestiegen. Nebenbei habe ich dann BWL mit dem Schwerpunkt Wirtschaftsrecht studiert.

Nach 2½ Jahre ging es dann mit der Firma hier zu Ende. Für Patrick und mich war vollkommen klar, dass wir uns zusammen selbstständig machen. Ich habe mein Studium abgebrochen und dann haben wir die Firma netgo gegründet – relativ simpel.

13:45 Uhr, Schloss Raesfeld
– Business-Lunch bei „Mahl & Meute“

#42 Bene, euer Motiv für „Mahl & Meute“, wie kam es zu eurem Gastronomie-Projekt im Schloss Raesfeld? 

Ich bekam einen Anruf, dass der Pächter vom Schloss Raesfeld gekündigt hat. Wir waren da in der Gastronomieplanung fürs Basecamp. Wir hatten uns dort gegen eine herkömmliche Kantine entschieden, weil wir das als ineffizient und unsexy bewertet hatten. Wir werden im Basecamp ein öffentliches Restaurant haben. Wir wollen das gastronomische Angebot in der Region erweitern. Patrick und ich haben damals einen Berater gesucht. Uns war wichtig, dass wir am Ende nicht bei „Rach dem Restaurant-Tester“ landen.
Wir haben mit Jan Scheidtsteger einen Partner gefunden, wo die Chemie auf Anhieb stimmte. Da Jan nach vielen Jahren in der Beratung auch wieder Lust auf einen eigenen Laden hatte und wir Lust darauf hatten, dass Jan fest mit an Bord ist, haben wir die Bongastro GmbH gegründet. Jeder hat ein Drittel übernommen. Als dann der Anruf in Bezug auf die Gastronomie im Schloss Raesfeld kam, habe ich Jan angerufen. Wir haben noch am gleichen Tag zugesagt. Das war die Entscheidung und der Startschuss, an einem Konzept zu feilen, wo das Steak im Fokus steht. Das „Mahl & Meute“ ist ein großes Stück Begeisterung und Spaß, einfach eine Herzensangelegenheit von uns dreien. Ich bin extrem steak-begeistert. In der Vergangenheit bin ich dafür immer weit gefahren. Jetzt haben wir das vor der Haustür und leisten einen weiteren Beitrag, die Region ein Stück weit attraktiver zu machen.

#43 Ihr seid jetzt nach TOBIT die zweiten von den großen IT’lern, die sich gastronomisch betätigen. Ich bin mal gespannt, wie sich das bei d.velop und Shopware entwickelt. Braucht ihr einen genussfreundig-emotionalen Ausgleich zu eurer techniklastigen Welt? 
Wir müssen uns darauf konzentrieren, diese Region zu stärken und auch zukünftige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter begeistern, in diese Region zu kommen.

#44 Wir werden im PLATZHIRSCH das Thema ANALOGITAL pflegen, eben diese spannende Zeit, in der wir uns befinden, wo wir zwischen analogen und digitalen Themen switchen können. Gibt es bei dir, bei euch noch analoge Reste?
Du merkst, ich muss schon länger überlegen … Fußball zum Beispiel. (Gelächter) 

#45 Ziert euren Haushalt vielleicht noch ein Buch?
Ja, wir haben viele Bücher. Aber es kommen dramatischerweise wenig neue dazu. Meine Frau und ich lesen sehr gerne, aber mittlerweile fast nur noch digital, ob Bücher, Zeitschriften oder Magazine. Ich hatte vorhin ja schon Readly erwähnt …

#46 Du hast Verständnis dafür, dass wir auch diese Passage schneiden. (Gelächter) Trotz allem hat Papier natürlich seinen Reiz.
Ich glaube, es wird nachher den Unterschied machen, dass etwas auf Papier Fixiertes wertiger ist. Dinge digital zu konsumieren, finde ich einfach total bequem, denn ich habe sie halt immer dabei.

Während dieses Talks saßen wir bei Sonnenschein auf der Terrasse, aßen total leckere, leicht anmutende Pestonudeln und genossen 90 Minuten lang den Mix aus Tiefsinn, Humor und Genussthemen. Apropos Genuss, wir wurden sympathisch vom Käsekuchen-Fetischisten Bene bedrängt, das hauseigene Produkt zu testen. Spontaner Ausspruch von Kirsten, die mit der Kamera um uns herum wuselte: „Dafür kommt man wieder“ – und nicht nur dafür!!! 

 15:15 Uhr,
Fahrt von „Mahl & Meute“ zum Basecamp
 

#47 Bene, das Unternehmen netgo wird angeführt von einer Doppelspitze, bestehend aus deinem Partner Patrick Kruse und dir. Was unterscheidet euch?

Alles. Was aber auch ultra-angenehm ist. Ich glaube, wir könnten gar nicht gegensätzlicher sein. Ich bin eher der Extrovertierte, Patrick ganz klar der Introvertierte. So ein Interview wie dieses, da wärest du mit Patrick relativ schnell durch. Das ist so gar nicht sein Ding … oder Begrüßungsworte oder Vorträge halten. Andersherum gibt es Doings, die so gar nicht meine sind, die Patrick aber total gerne mag.

#48 Was verbindet euch, was ist eure Erfolgsformel?  
Was uns verbindet, ist ganz klar unser Mut, dieses Unternehmen netgo weiter auszubauen und dabei auch ungewöhnliche Wege zu gehen. Unsere persönlichen Stärken und Schwächen passen perfekt zueinander, sie heben sich gegenseitig auf. Es gelingt uns immer wieder, unsere Ziele abzugleichen, ohne dass wir viel dafür tun müssen. Wir ticken da schon sehr ähnlich, was unsere Zielausrichtung und unsere Begeisterung dafür angeht. Das bringen wir mit unseren unterschiedlichen Charakteren entspannt zusammen. Wir haben echt Spaß an der Sache.

Wir fetzen uns auch mal, obwohl das übertrieben ist, nennen wir es „intensiv diskutieren“ („Hart am Wind diskutieren“ fällt mir als Bild dazu ein.) Das Gute ist, wir gehen auseinander und alles ist bereinigt. Wenn das Thema beendet ist, dann ist es auch beendet – wir sind beide nicht nachtragend. Damit gewinnst du enorm an Geschwindigkeit. Du kannst die Themen schneller betreiben. Du kannst schneller in den Konflikt gehen, ohne drumherum zu reden. #49 Habt ihr euch auf eine Mission committet?Ja, ganz klar. Genauso wie auf unsere Ziele, wie Umsatz, Ertrag, etc. Diese Ziele sind immer sehr ambitioniert, aber seit unserer Gründung vor zwölf Jahren konnten wir die immer übertreffen.

Unsere Mission ist: Wir wollen Spaß dabei haben, was wir tun. Wir haben immer gesagt: Wenn es uns keinen Spaß mehr macht, hören wir auf. Das wollen wir auch für die Menschen, die mit uns in diesem spannenden Unternehmen netgo arbeiten. Deshalb dürfen alle gespannt sein, wie wir das im Basecamp umsetzen werden.

#50 Für diejenigen Unternehmen, die euch noch nicht kennen, für welches Problem seid ihr die Lösung? 
(Als sich das Lachen gelegt hat:)
Ja, wenn das so einfach wäre. Man muss am Ende sagen: Wir sind ein IT-Anbieter und -Dienstleister mit einer echten Ende-zu-Ende-Verantwortung. D.h. wir decken durch unser Wachstum und durch unsere Zukäufe eine Bandbreite aller Bereiche der IT und der Digitalisierung ab. Mit unserer Unternehmensgruppe, diesem Zusammenschluss der Kompetenzen, stillen wir die Sehnsucht der Unternehmen nach Vereinfachung. Die wollen und haben zum Teil auch gar nicht mehr die Zeit, sich mit mehreren IT-Lösungs-anbietern abzustimmen.

#51 Ihr seid ja mit einer beeindruckenden Geschwindigkeit gewachsen. Gab es auf dem Weg dahin irgendwelche Stolpersteine, Erfahrungen, Learnings, die du mit den Lesern teilen möchtest?
In den zurückliegenden zwölf Jahren mussten wir Gottseidank keine ganz großen Schmerzerfahrungen machen, über die ich mich heute noch ärgern würde. Ich bin eh ein sehr positiv ausgerichteter Mensch, genau wie Patrick. Wir versuchen immer, aus einer potenziell falschen Entscheidung immer noch etwas Positives zu ziehen. Wir haben in den Anfängen auch ein paar negative Investments getätigt, wo wir uns an den falschen Unternehmen beteiligt haben. Diese Phase war extrem lehrreich und somit dann doch wieder wertbringend. Wir sagen immer spaßeshalber: Wir führen das erste Mal in unserem Leben ein Unternehmen in dieser Größenordnung. Wir glauben, nicht perfekt zu sein, und kommunizieren das auch ganz klar. Das Feedback unserer Mitarbeiter und Partner treibt uns an, uns ständig zu verbessern. Das ist unser MindSet, wie wir die Dinge angehen.

#52 Ihr seid vom klassischen Systemhaus zum Ende-zu-Ende-Dienstleister (neues Wording für mich) mutiert, habe ich das richtig bilanziert?
Ja. Unser Status quo hat nichts mehr mit dem in unseren Anfangsjahren zu tun. Unser Business heute ist extrem beratungsintensiv. Es geht darum, den Kunden zu verstehen, um ihn dabei zu begleiten, neue Tools auch effizient und mitarbeiter-sympathisch in dessen Unternehmen zu etablieren. Solche Services haben wir mittlerweile fest in unserem Portfolio. Die Wahrscheinlichkeit, dass Projekte am Widerstand der MitarbeiterInnen scheitern, tendiert somit gegen Null.

#53 Wie wird sich die Arbeitswelt verändern, wie stellt ihr euch darauf ein?
Die wird sich kolossal verändern. Die patriarchisch geführten Unternehmen haben jetzt schon ein Problem, die tun sich immer schwerer. Genauso wie klassische Hierarchiestrukturen, wo man sich die Frage stellen muss, ob es dafür auf Dauer noch eine Daseinsberechtigung gibt. Es kommen ganz andere Mitarbeitergenerationen hinzu, die ganz andere Anforderungen an ihren Job haben. Wie z.B. das Thema sinnvolles Arbeiten, mit welcher Mission sind wir in und mit diesem Unternehmen unterwegs, und wo soll die Reise hingehen. Wenn man diese Fragen nicht beantworten kann, hat man ein großes Problem. Die wollen keine Befehlsempfänger sein, die wollen mitgestalten.

Hinzu kommt, dass die Technologie heute ganz andere Möglichkeiten der Zusammenarbeit bietet. Das muss sich auch in zukünftigen Raumkonzepten wiederfinden. Wenn ich Tools implementiere, die es überflüssig machen, für eine Belegfreigabe durch die ganze Firma zu laufen, dann muss ich trotzdem räumliche Gelegenheiten schaffen, die Begegnungen, die persönliche Kommunikation fördern. Mitarbeiter müssen die Gelegenheit haben, das Unternehmen zu spüren und sich als Teil des Ganzen zu fühlen. Das muss auch Einzug finden in die Architektur – Stichwort: Open Space. Und zugleich braucht es die Möglichkeit für die Mitarbeiter, sich herauszuziehen, um für sich selber zu arbeiten. Das erfordert ganz andere Herausforderungen an das Thema Führung.

#54 Das Rumschreien einer Führungskraft im Open Space kommt da nicht ganz so gut …
(Schmunzeln)Überhaupt nicht. Eine Führungskraft, die sich dadurch auszeichnet, einen Mitarbeiter in einem Einzellen-Büro zusammenzuferkeln (passender Begriff, kannte ich so noch nicht), der hat eine Reichweite seines Verhaltens nur in diesem und angrenzenden Büros. Zukünftig könnten alle Mitarbeiter auf 400 Quadratmeter offener Fläche dieses zweifelhafte Vergnügen haben. Da hat die Führungskraft, die motivierend und sinnstiftend agiert, sicherlich eine bessere Zukunft.

#55 Bei euch gibt es den Open-Friday, was dürfen sich die Leserinnen und Leser darunter vorstellen?
Wir machen das alle vier Wochen. Dort haben alle Mitarbeiter die Möglichkeit, mit einem digitalen Tool ein Thema aufzurufen. Das kann eine neue Idee sein, die sie oder er diskutieren will. Das kann die Optimierung eines Prozesses sein. Aber auch private Themen, die sich zum Teilen anbieten wie „Ich war in Nepal wandern. Ich fand das total inspirierend und würde das gerne mit euch teilen.“ Was auch immer … das können auch Ideen und Wünsche für unsere Events sein.  Das kann gut vorbereitet sein, das kann aber auch spontan sein. Es gibt den Grundsatz: Alles ist erlaubt. Das Einzige, was wir erwarten, ist, dass es keine Jammer- und Klagerunde wird. Am Ende muss stehen, was kann die Lösung sein und wie können wir uns der nähern. Diese Themen werden dann weitergetrieben, bis zur Entscheidung. Wir halten uns als Geschäftsführung aus diesen Prozessen gänzlich raus. Auf diese Weise bringen wir mehr Demokratie ins Unternehmen. Der Effekt, der sich dadurch eingestellt hat, ist, dass unsere Kolleginnen und Kollegen die Sachen unternehmerisch angehen. Das sie die Firmeninteressen und das gemeinsame Wachstum im Fokus haben. Wir als Geschäftsführung haben zwar ein Vetorecht, aber davon müssen wir eigentlich nie Gebrauch machen.

 

Münsterland Valley

 

#56 Der Begriff wird gelegentlich von der Presse strapaziert. Kannst du dem etwas abgewinnen?
Ich finde es ganz schön, dass wir damit ein Stück aus der Nummer „Münsterland gleich Landwirtschaft“ rauskommen, was die Außenwahrnehmung angeht. Mit dem Begriff Münsterland Valley wird man aber nicht den Unternehmen gerecht, die als Mittelständler in den verschiedensten Branchen ebenfalls sehr erfolgreich unterwegs sind. Das ist unsere Stärke in der Region, und da sollten wir auch stolz drauf sein, dass wir hier so ein breitgefächertes Portfolio haben. Und dass diese Region als so krisensicher gilt. Natürlich gibt es hier sehr namhafte und erfolgreiche IT-Unternehmen, wo wir alle auch ein wenig stolz drauf sein dürfen. Von daher freuen wir uns, für die Prägung dieser Region einen Beitrag zu leisten.

#57 Ich habe auf Google-Maps die Standorte von TOBIT, d.velop, Shopware und netgo markiert. Das ist eine Fläche von 178 Quadratkilometern. Wenn man die als Vogel im Direktflug abfliegen würde, wären das 76 Kilometer. Also ein sehr eng umgrenzter Bereich, die dieses Dreieck zwischen Borken, Gescher, Schöppingen und Ahaus. Hast du eine Erklärung dafür, wieso sich hier Menschen mit ihren Unternehmen so spektakulär entwickeln?
Das ist halt eine tolle Region.

#58 Wir haben hier angehalten, um zu diesem spannenden Thema konzen-triert sprechen zu können. Wir sind auf diesem Parkplatz umgeben von mannshohen Maisplantagen. Hier schießen „Big Player“ im Bereich IT auf einer eher übersichtlichen Fläche aus dem Boden. Was könnte der Nährboden für euch IT-ler sein? 
Wir haben mit netgo 18 Standorte in Deutschland. Was wir immer wieder feststellen, ist, dass oft wenige Kilometer ausreichen, um ganz unterschiedliche Charakterzüge mit nach vorne zu heben. Wir nehmen das westliche Münsterland als äußerst angenehm war, auch als Arbeitgeber. Wir haben hier ein hohes Potenzial an tollen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern. Gemeinsam haben wir hier einen extrem hohen Lebenswert. Wir haben kleinere Städte, wo man toll leben kann, man kann sehr ländlich leben, wenn man das mag. Die Strecken sind zwar da, aber doch schnell zu überwinden, weil man keine Staus hat. Wie man so schön sagt: „Die Welt ist hier einfach in Ordnung.“ Das ist auch prägend für diese Region. Auf die IT bezogen … Am Ende gab es hier ein paar Unternehmer, die guten Ideen hatten und den Mut, diese umzusetzen. Und mit den Menschen in den jeweiligen Unternehmen die Vision zu schärfen und sich weiter zu entwickeln.

#59 Bei den angesprochenen vier Big Players, haben wir da jemanden vergessen? 
Das sind schon die vier anerkannt größten Unternehmen.

#60 Kennt ihr euch eigentlich auf CEO-Level? 
Ich weiß nicht, wie es bei den anderen ist. Ansonsten hat man sich schon mal gesehen und auf einer Veranstaltung ein paar Sätze gewechselt in den vergangenen Jahren. Aber von Kennen würde ich da definitiv nicht sprechen.
#61 Gibt es auf anderen Ebenen Vernetzungen? Ja. Wir sind mit unserer ConteniT ein Partner von d.velop. Von daher gibt es da bis in den Vorstand rein auch eine entsprechende Vernetzung. Da kennt und schätzt man sich sehr. Aber ansonsten halt nur über die klassischen Veranstaltungsformate, wo man sich mal trifft.

#62 Du bist auch selbst im Silicon Valley gewesen. Ich habe in Erinnerung, dass du relativ entzaubert von dort zurückgekehrt bist. Gibt es trotzdem etwas, wovon du sagst, davon könnte unsere Region lernen? 
Man hat das Silicon Valley teilweise so dargestellt, dass es die tollsten Arbeitsbedingungen auf diesem Planeten bietet. Als ich vor Ort war, habe ich das nicht so wahrgenommen. Ich fand es zwar ganz chic dort, und das hat auch einen gewissen Style. Aber was halt auffällig war, dass diese ganzen coolen Areas am Ende unheimlich verwaist waren. Das hat mich neugierig gemacht und so haben ich mit Mitarbeitern Backstage gesprochen. Ergebnis: Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben gar keine Zeit, diese Bereiche zu nutzen. Dort gibt es Ziele, und wenn diese nicht erreicht werden, fliegt man raus. Um diese ambitionierten Ziele zu erreichen, muss man Gas geben. Und wenn man nicht täglich Überstunden machen will, muss man diese Areas meiden und konzentriert arbeiten. Das ist ein Stück dieser druckgeprägten, amerikanischen Businesswelt.

Natürlich gibt es auch dort Unternehmen, wo die Mitarbeiter Freiheiten leben können. Diese Stories werden verbreitet und kultiviert. Auch das ist sehr amerikanisch, diese Stories zu inszenieren. Ich habe dort vieles als inszeniert wahrgenommen, insbesondere, wenn ich mal in interne Bereich blicken konnte, die nicht der Kundenbeeindruckung gewidmet waren. Die nicht für die Öffentlichkeit bestimmt waren. Da nahm der Style dann schon dramatisch ab. Am Ende habe ich gar nicht so viel Inspiration mitgenommen für unser Basecamp, was Architektur, Mitarbeiterverpflegung, etc. anging. Es war für mich keine inspirierende Reise.

Was ich toll fand, war der Mut zu neuen Dingen, der bisweilen sogar an Naivität grenzt. Die haben uns dort eine Projektidee im dreistelligen Millionenbereich skizziert. Natürlich haben wir Deutschdenkenden die Frage nach dem Datenschutz gestellt, wenn dieses Projekt denn in Europa umgesetzt werden soll. Die Antwort: Das schauen wir mal, wenn wir soweit sind. Dieses Vertrauen in die eigene Lösungskompetenz macht es irgendwie sympathisch …
auch wenn sich die geschilderten Summen eher nicht für Experimente anbieten – aus unserer Sicht. Bei uns in Deutschland sollte jeder Deal sicher sein und die Investoren, haben es i.d.R. lieber, dass 100 Millionen mit gesicherten 5% Rendite angelegt sind.
Im Silicon Valley ist einfach eine andere Mentalität. Die investieren lieben 100 Millionen in 10-Millionen-Tranchen, wo sie von ausgehen, dass neun von zehn Projekte floppen. Wenn aber mit dem verbliebenen Projekt 150 Millionen erzielt werden, sind alle happy. Das kann mal schiefgehen, aber dann muss bei der nächsten 100-Millionen-Tranche jemand richtig „fliegen“ – so denken und sprechen die dort. Das dürfte schwer mit der deutschen Mentalität zu vereinen sein. Aber deswegen sind die teilweise auch ein Stück weiter als wir. Denn:  „Hier in Deutschland lässt sich momentan noch leichter eine Planierraupe finanzieren, als eine Idee.“

 

Zukunftstrends

 

#63 Thema Cloud – ein für viele nicht mehr wegzudenkender Standard. Für andere der Grund für viele Sorgenfalten im Gehirn. Wo stehen wir in zehn Jahren, ist da ein Leben ohne Cloud noch vorstellbar?
Fast jeder von uns nutzt schon Cloud-Dienste. Nehmen wir das Beispiel Netflix. Das ist etabliert und aus unserem Leben gar nicht mehr wegzudenken – wie viele andere Cloud-Dienste.Für Unternehmen ist es die spannende Frage: Wo macht Cloud Sinn, wo macht Cloud keinen Sinn? Wo ist Cloud womöglich sogar gefährlich? Insbesondere dann, wenn Unternehmen geschäftskritische Produktionsanlagen betreiben, die gesteuert werden müssen. Wenn ich dafür eine Cloud nutze, ist das ein nicht zu kalkulierendes Risiko. Wenn ich, aus welchen Gründen auch immer, kein Internet habe, steht meine Produktion still. Das ist Teil unserer Beratung, diese Risiken auszuschließen. Wir beobachten, dass viele Unternehmen sich in diesem Transformation-Prozess befinden und sich noch schwer tun, diesen Weg in Richtung Cloud-Services zu gehen. Viele nutzen derzeit einzelne Services aus Cloud-Diensten, um sich ranzutasten, und das ist auch der richtige Weg. Die Marktanteile werden sich verschieben, insbesondere in den nächsten 5-6 Jahren. Aber ich glaube nicht, dass wir zu einer 100-Prozent-Abdeckung von Cloud kommen.

#64 Thema KI – bevor wir mit künstlicher Intelligenz anfangen, lasst uns doch öfter mal wieder den gesunden Menschenverstand nutzen. Wo bleibt bei KI der Faktor Mensch?
Müssen wir uns Sorgen machen oder gibt es Bereiche, wo der Mensch immer die Maschine schlagen wird? Wenn wir uns die Wahnsinnsgeschwindigkeit der technologischen Entwicklung anschauen, sollten wir vorsichtig mit Prognosen sein. Ich empfehle, die Angst vor dem, was kommen könnte, abzustreifen und die Entwicklung als Chance zu begreifen. Ich habe heute möglicherweise Doings, die ich nicht angehe, weil sie zu personalintensiv sind. Sie sind aber auch nicht banal genug, um sie nicht zu berücksichtigen. Da kann eine KI am Ende helfen, diese lästigen Aufgaben zu erledigen und auch diese Mengen zu bearbeiten. Nehmen wir ein pragmatisches Beispiel wie ein großes Maschinenbau-Unternehmen. Die haben 5.000 Kunden mit verschiedenen Maschinentypen. Wenn jetzt mehrere Kunden sich mit einem identischen Fehlerbild einer Anlage melden, können die einzelnen Supportmitarbeiter, die in verschiedenen Ländern sitzen, möglicherweise gar nicht erkennen, dass da möglicherweise eine Systematik hintersteckt. Bewacht eine KI diese Datenbankeinträge, kann es diese Systematiken erkennen, Zusammenhänge herstellen und Warnhinweise generieren. So kann man proaktiv tätig werden, ohne dass es zum Ausfall der anderen Anlagen kommt.
KI kann viel mehr Informationen in viel kürzerer Zeit bearbeiten. Wenn man das versteht, akzeptiert und nutzt, ist KI eine Bereicherung für die Lebens- und Arbeitsqualität.

#65 Thema autonomes Fahren. Was glaubst du, wann das erste selbstfahrende Fahrzeug vom Basecamp losfährt?
Ich hoffe bald, denn es erhöht doch dramatisch die Lebensqualität. Ich fahre gerne Auto, ich mag Autos … aber es ist leider auch so unheimlich verschwendete Lebenszeit, wo man keine Freizeit hat, wo man nicht arbeiten kann. Ich hoffe, dass das schnell kommt. Dafür muss es erst einmal gravierende gesetzliche Veränderungen geben, um autonomes Fahren zu ermöglichen. Ich glaube aber, dass die Industrie schon viel weiter ist als das, was wir heute sehen. Ich bin relativ sicher, dass wir weit fortgeschrittene technische Lösungen in spätestens fünf Jahren sehen werden.

15:45 Uhr, Borken, Weseler Straße –
Ankunft auf der Baustelle zum netgo-Basecamp

 

#66 Bene, was verbindet ihr mit dem Namen Basecamp?
Der Begriff kommt aus dem Bergsteigen. Das Basecamp ist das Basislager, die Plattform, von wo aus man zu höheren Zielen aufsteigt. Wohin man aber auch wieder zurückkommt, wenn es beim Aufstieg Probleme gab. Wo sich alle wieder treffen, wo die Crew ist, die unterstützt. Wir wollten kein Headquarter, keine Zentrale, weil das nicht wertschätzend gegenüber den derzeit 18 Niederlassungen und Gesellschaften ist, die zu unserer Unternehmensgruppe gehören. Wir finden den Begriff Basecamp toll, und das spiegelt sich am Ende auch in der Architektur wieder. Es gibt nur aufsteigende Linien. Das war uns von der Symbolik wichtig. Wir wollen aufsteigen, aufstreben, wir wollen höhere Ziele erklimmen.

#67 Ein paar Hardfacts bitte. Wieviele Menschen werden dort arbeiten? 
Das Gebäude ist ausgelegt für 180 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. Wir haben eine Gesamtfläche von 5.700 Quadratmetern. Das Gebäude hat im ersten Bauabschnitt eine Länge von 167 Metern. Wir haben eine Fläche erworben mit einer Länge von 480 Meter, so dass wir auch noch Expansionsflächen haben.
Weitere Details sind über diesen QR-Code auf eurer Website abrufbar: www.netgo.de/unternehmen/basecamp/

#68 Gibt es Wow-Effekte, die jenseits der Erwartungsqualität liegen?
Es gibt Fitnessräume mit modernsten Geräten, wie sie auch in Top-Studios anzutreffen sind. Man braucht nur den Mitarbeiterausweis dort vorhalten, dann stellen sich die Geräte auf jeden Nutzer und dessen aktuellen Trainingsplan individuell ein. Die Ergebnisse fließen in eine netgo-Fitness-App ein, wo dann zwischen Teams kleine Challanges arrangiert werden können, um das Ganze auch mit dem Thema Gamification zu verknüpfen.
Wir haben eine Großtagespflege für Kinder. Wir haben 2½ ErzieherInnen für derzeit neun Kinder. Das wird ziemlich sensationell werden, was die Kids dort erleben dürfen.
Die Büroflächen und die Rückzugsräume werden auch ganz anders, als viele das vielleicht von uns IT-lern erwarten. Keine ultracoolen, stylischen Räume, sondern eine moderne Gemütlichkeit.
Und dann haben wir dort unser „Bonfire“ – das Restaurant, das auch der Öffentlichkeit zugänglich ist. Das wird noch mal eine ganz andere Marke als „Mahl & Meute“, sehr urban und cool.
Wer mich noch von früher kennt, der weiß, ich hatte auch „schwere Zeiten“. (Gelächter) Das lag an meinen Essensgewohnheiten in der unglücklichen Kombination mit meiner Sportmuffelei, die ich damals hatte. Ich brachte in der Spitze 141 Kilogramm auf die Waage.
Ich weiß deshalb heute, wie wertsteigernd das sein kann, wenn man fitter ist und sich gesünder ernährt. Ich finde es unheimlich schwierig, mittags etwas Vernünftiges zu essen. Und der rasch besorgte Salat aus dem Supermarkt kann auf Dauer auch nicht die Erfüllung sein. Wir wollen gutes Essen, wir wollen Frische, wir wollen Abwechslung. Natürlich werden wir auch dem Heißhunger auf die Currywurst gerecht werden. Es wird ein spannendes Sammelsurium werden. Das „Bonfire“ hat sieben Tage geöffnet. In der Woche werden wir mit dem Lunch starten, und Samstag und Sonntag werden wir auch Brunch anbieten.

#69 Wo kommt der Name „Bonfire“ her?
Es gibt so Themen, da ist analog einfach schön. Wir wollen einen Platz schaffen, wo man zusammenkommt, wo man Freunde, Kollegen, Familie trifft. Dann haben wir überlegt, was sind denn die schönsten und einprägsamsten Momente, wo man so etwas intensiv erlebt hat. Und so kamen wir auf das Thema Lagerfeuer – eben „Bonfire“. Man kann mit diesem Begriff halt auch sehr schön spielen, und das werden wir auch tun. Am Lagerfeuer erzählt man sich Geschichten von früher, von Reisen, von Abenteuern, etc. Das sind alles Themengebiete, die man später auch bei uns in der Speisekarte wiederfinden wird.
Die zentrale Komponente im „Bonfire“ wird ein Kamin sein. Wir haben mehrere Außenterrassen, die werden sich immer um kleinere Feuerstellen arrangieren. Es folgte eine beindruckende Führung durch jeden Raum der insgesamt 5.500 Quadratmeter Nutzfläche, mit Hintergründen, geplanten Ausstattungen und Visionen. Details zur Eröffnung der mit Leben gefüllten Räume findet ihr im PLATZHIRSCH #3.

7:45 Uhr – Rückfahrt zur Landwehr

 

#70 Bene, du hast mir gerade beim Rundgang ein Gründer-Areal im Basecamp gezeigt. Was geht da ab?
Wir sind mittlerweile sehr fit darin, was das Thema Shared-Services angeht. Davon profitiert die ganze Unternehmensgruppe. Das wollen wir auch den Start-ups in Zukunft anbieten. Wir würden sie gerne auf diesem Weg ins Wachstum, in den Markterfolg begleiten.

#71 Das ist Engagement für die Region …Genau. Vielleicht noch mal ganz allgemein … Tobias Groten von TOBIT, den hattest du ja vorhin angesprochen, hat mal sinngemäß gesagt:„Wenn jeder fünf Promille seiner Bruttolohnsumme in die Region steckt, dann wären wir hier ein ganzes Stück weiter.“
Wir nehmen wahr, dass in der Region gewisse Infrastrukturen wegbrechen, weil es sich nicht mehr lohnt. Aber sie haben das Leben hier lebenswert gemacht. Ich glaube, dass jeder, der ein sehr gut gehendes Unternehmen hat, der in einer boomenden Branche unterwegs ist, sehr gut beraten ist, die Region zu stärken. Zum Beispiel durch Investments in kleinere Unternehmungen, in einer nicht gut gehenden Branche. Am Ende profitieren wir alle, als Menschen, die hier leben, und als Unternehmen. Vor diesem Hintergrund darfst du auch unser Engagement in die Gastronomie verstehen. Wenn du weißt, was eine Küche kostet, was die Ausstattung kostet und welche Beträge man nachher realistisch mit Gastronomie erwirtschaften kann, dann bleibt da in der Bilanz nur das Engagement für die Region und sicherlich kein guter Business-Case. Wenn es einer wird, freuen wir uns – aber das war nicht der Antritt.

#72 Auf der Zielgeraden unserer 5-stündigen Odyssee – ist Recruiting für euch ein Thema?
Wir sind Gottseidank in einer sehr positiven Lage, was Bewerbungen angeht – auch durch die Wahrnehmung unseres Basecamp. Aber am Ende ist jeder für uns interessant, der einen sehr ausgeprägten IT-Background hat, der seinen Job in der IT liebt und der bei einem tollen Arbeitgeber arbeiten möchte. Ich hoffe, dass wir als solcher wahrgenommen werden.
Drumherum haben wir viele Jobs, die gleichwohl wichtig sind, dass wir gut performen können. Sei es in der Logistik, im Backoffice, im Bereich Finanzen und seit einiger Zeit auch in der Gastronomie, sei es Küchen- oder Servicekräfte oder Barkeeper.

#73 Ich habe dank unserer Begegnungen ein gutes Gefühl dafür entwickeln können … aber was würdest du sagen: Warum ist es sexy, bei euch zu arbeiten, was macht den netgo-Spirit aus? 
Ich glaube, dass wir im Umgang miteinander sehr positiv agieren. Wir sind im Management alles sehr angenehme Zeitgenossen. Wir pflegen die flachen Hierarchien. Wir legen Wert auf eine hohe Agilität und Dynamik. Das erfordert, dass MitarbeiterInnen mitgestalten können. Bei uns gibt es unheimlich viele Freiheiten. Wir haben Vertrauensarbeitszeit, die Mitarbeiter können sich die selbst einteilen. Wir arbeiten alle gemeinsam hart, um unsere Kunden glücklich zu machen. Dabei darf aber der Spaß nicht auf der Strecke bleiben. Wenn ich mir unseren letzten Betriebsausflug anschaue, dass war einfach kein herkömmlicher Betriebsausflug einer Firma, das war ein gigantisch großer Kegelclub, der da unterwegs war.  #74 Wo wart ihr?Wir waren in Winterberg. Ob wir da noch mal hinkommen dürfen, weiß ich nicht. (Gelächter) Wir haben das Hotel schon ganz schön in Beschlag genommen. Das hat einfach eine Riesen-Gaudi gemacht, auch die Beklopptheit zu haben, dieses zu ermöglichen. Wir haben echt eine tolle Truppe.

#75 Wenn man jetzt von euch angefixt ist: Wie kann man bei euch reinschnuppern?
Wie tritt man mit euch in Kontakt?Wenn wir umziehen, gibt es natürlich einen Tag der Offenen Tür. Nächstes Jahr sind hier in Borken wieder die Industrie- und Gewerbetage. Auch da werden wir uns öffnen. Es wird Veranstaltungen im Basecamp geben.
Man kann sich aber auch melden, um bei uns ein Praktikum zu machen. Wir schleusen unheimlich viel Praktikanten im Jahr durch unser Unternehmen, wovon auch viele eine Ausbildung bei uns anfangen. Man kann aber auch später einfach nur ins „Bonfire“ zum Essen kommen, um zu schauen, ob die Kollegen mit dem netgo-Shirt einen glücklichen oder unglücklichen Eindruck machen. Wer konkret sucht, wir haben ständig konkrete Jobs auf: www.netgo.de/unternehmen/jobs/

#76 Zum Abschluss: Haben wir irgendetwas Wichtiges vergessen, muss noch eine Botschaft raus für die Seiten im PLATZHIRSCH?
Ich hoffe, dass deutlich geworden ist, dass wir kein reiner Infrastruktur-Dienstleister sind, sondern Berater, Software-Entwickler und Ideengeber mit Business-Intelligence- und KI-Lösungen.

#77 Merci für deine Zeit, Bene, und ich bin gespannt, was wir im PLATZHIRSCH #3 vom Opening des Basecamp präsentieren werden.
Da wird dann Patrick unser Vernehmungspartner sein, oder? Wenn du in 15 Minuten durch sein willst …(rb)

 

netgo
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