„Wir möchten da mal was klarstellen“

von | 23, 03, 20 | PLATZHIRSCH-BUSINESS

Pieron in Bocholt: Ein Name – zwei Unternehmen.

„Warum man im Schlavenhorst keine Ski-Schuhe bekommt
und auf der Rebenstraße keine Druckfedern.“

Sven:

Sommer

Wein

Fisch

Asien

Internet

Beides

1972

 

Sommer oder Winter?

Wein oder Bier?

Fisch oder Fleisch?

Asien oder Amerika?

Internet oder Laden?

Barfuß oder Lackschuh?

Baujahr:

Lars:

Winter

Bier

Fleisch

Amerika

Laden natürlich

Barfuß

1974

Die Motivlagen für eine Story im PLATZHIRSCH können sehr mannigfaltig sein. Es gibt eine Seite in dieser Erstausgabe, wo wir eine Selektion der Gründe skizziert haben. Im Erstkontakt mit Sven Pieron und Christian Fehler, den beiden Geschäftsführern der Pieron GmbH im Schlavenhorst kristallisierte sich das o.g. Motiv heraus. Okay, dann stellen wir mal klar. Doch zunächst galt es, Lars Pieron, den Geschäftsführer von Intersport Pieron, an den Meeting-Tisch zu bitten. Beim rituellen Blitz-Interview als WarmUp wurde deutlich, dass wir es bei den Brüdern mit sehr unterschiedlichen Charakteren zu tun haben könnten: 

#1 Okay, holen wir den Dritten am Tisch ins Boot. Christian, welches Baujahr bist du und was hat dich in der Jugend geprägt?
Christian Fehler: Ich bin ein 68’er. Ich bin die ersten zwanzig Jahre meines Lebens in den „Tonwerken“ in Bocholt groß geworden. [Anmerkung: Wir sprechen von einem Natur-Freibad im Bereich des Bocholt Stadtwaldes.] Mein Vater hat mich für den Wassersport begeistert, und so habe ich dort bis zum Alter von 40 aktiv Wasserball gespielt. Ich habe viel Zeit in den „Tonwerken“ verbracht und das hat mich auch geprägt. Der Bocholter Wassersportverein hat mir sehr viel gegeben. 

Okay, die Lady, die zwischendurch auf den Kamera-Auslöser drückt, ist ebenfalls aus diesem legendären 68’er Jahrgang. Kirsten hat ebenfalls ihre Jugendjahre in den „Tonwerken“ verbracht. Aber du, Christian, wahrscheinlich im Wasser und Kirsten in der Sonne (Gelächter in der Runde … bei meiner Frau registriere ich einen kleinen „Energie-vergeht-nicht“-Schatten rund um die Lachfältchen). 

„Wusstet ihr eigentlich, dass die „Tonwerke“ zeitweise im Eigentum der Familie Pieron standen?“  lautetet die Gegenfrage von Christian. Stimmt, kann man auch heute noch auf der Homepage des Bocholter WSV nachlesen. 
Rund um die weiteren Anwärmfragen wurden noch folgende Erkenntnisse gewonnen: 

Man ist nicht gut beraten, seiner Frau ein Küchengerät zum Geburtstag zu schenken, was mit „T“ anfängt und mit „x“ aufhört – zumindest nicht, wenn sie sich das nicht ausdrücklich gewünscht hat. So lautete die Schmerzerfahrung, die Christian Fehler mit uns teilte. Während Sven damit ganz großartige Erfahrungen gemacht hat und zwar als Weihnachtsgeschenk für seine Frau. 

Also … an alle da draußen, die mit dem Gedanken spielen … es scheint tatsächlich auf den richtigen Zeitpunkt anzukommen, diese Höllenmaschine zu überreichen. Bei Svens Schwärmereien um das weltbeste Risotto aus dem „T“ (ihr wisst schon) wandte ich mich hilfesuchend an Lars. Dessen Grinsen verriet mir, dass Kirsten und ich in der Unterzahl waren.

Während sich die Brüder mit Christian darüber in einen Rausch philosophierten, ob die Gerichte noch besser schmecken würden, wenn Pieron-Federn darin verbaut würden, suchte ich nach dem passenden Ausstieg aus dieser unsäglichen Diskussion. 

#2 Okay, nehmen wir euren jüngsten Gedankenaustausch als Beispiel. Wie fixiert ihr eure Geistesblitze, eure Ideen? 
Alle drei unisono:
Papier und Stift. 

#3 Machen wir einen kurzen Ausflug in eure Firmenhistorie. Sven & Lars: Wann wurde der Grundstein für die heutigen Unternehmen gelegt?
Lars: Im Jahre 1925 ist unser Urgroßvater in Bocholt-Biemenhorst mit seinem „Handel mit Metallteilen“ gestartet. Seit 1960 produzieren wir technische Federn. Nach dem frühen Tod unseres Vaters führte unsere Mutter den Betrieb weiter – zugleich als alleinerziehende Mutter von uns beiden und unserem Bruder Björn. 
Sven: Christian Fehler ist seit 2000 im Unternehmen. Ich bin 2004 ins Unternehmen eingetreten. Wir sind dann beide zu Prokuristen ernannt und 2011 als Geschäftsführer eingesetzt worden. Seit 2014 hat sich meine Mutter aus dem Unternehmen zurückgezogen. Seitdem führen Christian und ich dieses Unternehmen gemeinsam. Christian ist für den technischen Part zuständig, ich für den kaufmännischen Part. Ein ideales Zusammenspiel. 
Lars: Ich habe relativ schnell erkannt, dass ich meinen Beruf mit meinen persönlichen Interessen in Einklang bringen möchte – dem Sport. Skifahren, Golfen, Fußball, Tennis, ein bisschen Volleyball. Also alles, wozu ich Lust habe. 
Nach meiner Ausbildung in einem Sportgeschäft und zwei Jahren Anstellung, bot sich für mich im Jahr 1999 der Schritt in die Selbstständigkeit an. Ich habe danach mehrmals den Standort gewechselt, um zu expandieren. 

#4 Mittlerweile seid ihr an dem damaligen C&A-Standort in Bocholt angekommen. Das ist schon eine Fläche, die ihr da bespielt, oder?
Lars: Richtig. Das sind 2.500 Quadratmeter. Mit dieser Fläche sind wir als inhaber-geführtes Sportfachgeschäft eines der größten in Nordrhein-Westfalen. 

#5 Was darf der sportinteressierte Kunde aus dem Platzhirsch-Revier erwarten, wenn er euch besucht? 
Lars: Als erstes einmal: kostenlose Parkplätze direkt vor der Tür. Wir konzentrieren uns auf die Bereiche Outdoor, Mode, Multisport, Tennis, Fitness, Running, Fußball … Baden im Sommer, Skifahren im Winter. Ich habe da sicherlich etwas vergessen, aber
mit mehr als 5.000 Artikel im Sortiment sind wir sehr gut aufgestellt. 

#6 Okay, machen wir den Schwenk zu Sven und Christian. Technische Federn. Wenn man auf eure Webseite schaut, sieht man unheimlich viele Facetten, Christian. Erkläre doch bitte mir ungebildetem Techniker, was ich mir darunter vorstellen darf?
Christian: Der Großteil unserer Federn geht in die Automobilindustrie. Einer unserer Kunden hat eine Marktdurchdringung von ca. 80% in Europa. Deswegen könnte man mit Fug und Recht annehmen, dass in vier von fünf europäischen Fahrzeugen zumindest ein Pieron-Produkt verbaut ist. Es ist zwar klein, aber es ist verbaut. Etwas neuere, prominentere Produkte sind die sehr langen Schraubendruckfedern, die wir produzieren. Die sind ungefähr einen Meter lang – in ungespannter Länge. Sie werden in elektromechanischen Antrieben von Heckklappen verbaut. Deren Aufgabe ist es, den Elektromotor zu unterstützen, damit die Klappe auch wirklich ganz geöffnet wird. 

#7 Mit diesen Produkten seid ihr weltweit unterwegs, wie man eurer Webseite entnehmen kann. Sven, kannst du das kurz skizzieren? 
Sven: Ja, wir haben Joint Ventures in Farmington Hills, in der Nähe von Detroit, USA. Ferner in China, Mexico und Indien. Das sind strategische Entwicklungen, mit denen wir auf die Anforderungen unserer Kunden reagiert haben. Wir haben gelernt, dass man heute einen sogenannten Global-Footprint hinterlassen muss, um in dieser Liga, auf diesem Niveau mitspielen zu können. 

#8 Okay, dieses Wort wird fortan meinen Wortschatz bereichern. Kommen wir zu unserer Headline zurück. Ein Name, zwei Unternehmen – und die sind wirklich sehr unterschiedlich.  Dennoch gibt es den kleinsten gemeinsamen Nenner in einem ganz konkreten Produkt, wenn ich das richtig in Erinnerung habe, Sven. 
Sven: Ja, das stimmt. Unsere Federn sind in Skibindungen verbaut, die mein Bruder Lars in seinem Sportgeschäft vertreibt. Das wurde aber nicht durch uns forciert – das hat sich so ergeben. Der größte gemeinsame Nenner besteht aber darin, dass wir uns regelmäßig über unser Business austauschen. Auch wenn ein Sportgeschäft und eine Technische-Federn-Firma augenscheinlich wenig gemeinsam haben könnten, so ist uns der Erfahrungsaustausch extrem wichtig. Die Herausforderungen können durchaus ähnlichen Natur sein – z.B. im Personalbereich. 

#9 Lasst uns das vertiefen. Sven, ihr seid glaube ich, ganz gut aufgestellt, was eure Marke als guter Ausbildungsbetrieb angeht – das kann man nachlesen. Wenn ich jetzt einer von euren derzeit 24 Auszubildenden wäre, wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass ich am Ende der Ausbildung übernommen werde? 
Sven: 100 Prozent. In der Vergangenheit haben wir alle Auszubildenden übernommen. Außer im Jahr der Weltwirtschaftskrise. Jedem der drei Auszubildenden, die 2008/2009 fertig wurden, haben wir einen Job bei einem niederländischen Unternehmen vermittelt. Einer hat mittlerweile studiert. Einer hat bei dem Unternehmen mittlerweile eine Führungsfunktion übernommen und einer ist mittlerweile wieder zu uns zurückgekehrt. Der Auszubildende von heute ist der Facharbeiter von morgen, wie man bisweilen sagt. Wir sind damals mit 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern an den heutigen Standort gezogen. Heute sind wir 300, die bekommt man nicht einfach so. Wir bilden seit 1998 selber aus. 

#10 Christian, für wen würde es noch Sinn machen, mit euch in Kontakt zu treten – losgelöst von potenziellen Bewerbern um einen Ausbildungsplatz? 
Christian: Wie man ja der Presse entnehmen kann, haben wir eine kleine Automobilkrise. Auch unser Volumenumsatz ist leicht rückläufig. Wir würden lügen, wenn wir sagen, wir sind auf dem gleichen Level wie im vergangenem Jahr. Aber mal vom Grundsatz her, wenn jemand zu uns passt, dann agiert dieses Familienunternehmen, dieser Mittelständler, auch gerne antizyklisch. Wir haben immer ein vitales Interesse, Menschen kennenzulernen, die tolle Fähigkeiten haben und die gut zu uns passen – ob im kaufmännischen oder im technischen Bereich. 

#11 Lars, wie schaut es bei euch aus? 
Lars: Bei uns im Einzelhandel macht der Mitarbeiter den Unterschied. Da kommt es auf Persönlichkeit und nicht nur auf Qualifikation an – Wichtig ist, Sie oder Er sind sportbegeistert und können das mit uns ausspielen. 

Dann wünschen wir euch weiter viel Erfolg und bedanken uns für das offene Gespräch! 

Lars Pieron GmbH & Co. KG 
Rebenstrasse 4-12, 46399 Bocholt
Fon: +49 (0) 2871 239 634-0
www.intersport-pieron.de

Pieron GmbH
Schlavenhorst 41, 46395 Bocholt
Fon: +49 (0) 2871 2121-0
www.pieron.de